Gestaltungsmacht erhalten – das Beispiel Domain of One‘s Own

Gestaltungsmacht erhalten – das Beispiel Domain of One‘s Own

Partizipative Mediendidaktik als Ankerpunkt der zweiten Podcastfolge von „Domain it Yourself“.

Das Konzept Domain of One’s Own (DoOO) ist in Deutschland immer noch wenig bekannt und realisiert. Erste Eckpunkte haben Jane Brückner, Markus Deimann und Christian Friedrich 2017 sehr anschaulich im Zuge eines Überblicksbeitrags zu DoOO für das Hochschulforum Digitalisierung zusammengefasst.

Und nun gibt es einen eigenen Podcast „Domain it Yourself“, der von Katharina Schulze und Christian Friedrich mit Unterstützung durch die Hamburg Open Online University (HOOU@HAW) realisiert wird und unter der eigenen Domain https://domain-of-ones-own.de zu finden ist. Es lohnt sich allein schon den schönen, narrativen Einstieg über die Analogie zum Fisch im Aquarium zu lesen.

Im ersten Beitrag der Reihe beschreiben sie die Idee von DoOO. Im zweiten Beitrag geht es gleich an den normativen Kern hinter der Idee, nämlich Fragen der Gestaltungsmacht, die Studierenden in ihrem Studium durch Erhalt einer eigenen Domain eingeräumt wird, Verantwortung, die sie damit übernehmen und übergreifend um Fragen und kritischen Überlegungen zur Rolle von Partizipation, Ownership und Verantwortung im Lehr- und Lernprozess im Hochschulkontext.

Der zweite Podcast „Partizipation, Mediendidaktik und Domain of One’s Own“ ist nun verfügbar.

#ParMeDi-Canvas

#ParMeDi-Canvas

Der #ParMeDi-Canvas unterstützt den Transfer von der Forschung in die Lehrpraxis oder kurz, den „Theorie-Praxistransfer“, zur Partizipativen Mediendidaktik für die Gestaltung von partizipativer Lehre. Der Canvas liegt nun in einer ersten Fassung als OER unter CC-BY Lizensierung vor.

Hintergrund

In Anlehnung an die Grundidee des Business Modell Canvas (BCM) als Framework von Alexander Osterwalder zur Visualisierung und Strukturierung von Geschäftsmodellen (den ich im Rahmen einer Fortbildung zum Agile Leadership intensiver kennenlernen konnte) habe ich für den Theorie-Praxis-Transfer eine erste Version eines #ParMeDi-Canvas als OER entwickelt.

Canvas

Ein Canvas dient dazu auf einer Seite auf einem Blick erfassbar zu sein. Er soll durch eine klare Visualisierung und Strukturierung das Treffen von relevanten Entscheidungen und Erkennen von Zusammenhängen und Abhängigkeiten unterstützen. Die Anordnung auf der einen Seite erfolgt über unterschiedliche Felder, die in der praktischen Anwendung in digitaler oder analoger Form (idealerweise in Plakatgröße) mit Hilfe von Klebezetteln, auf denen Aspekte notiert werden, befüllt werden. Das kann man individuell oder gemeinsam tun und dabei oder im Nachgang die gewählten Aspekte im Austausch kritisch betrachten und modifizieren (siehe als Beispiel für die Arbeit mit dem BMC z.B. die Erklärung hier. Mit Hilfe dieser Be- und Verarbeitungsgrundlage kann eine modellbasierte Planungsidee in ein dichtes und pointiertes Gewebe von Entscheidungen bzw. Antworten überführt werden – und u.a. zügig aufzeigen, wo Stärken und Schwächen liegen.

Modelle

Didaktik als Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens in formalen Bildungskontexten wie Schule, Hochschule und (wissenschaftliche oder betriebliche) Weiterbildung, aber auch für den informellen und non-formalen Bildungskontext wie Museen oder offene und öffentliche Informations- und Lernangebote, zeichnet sich ebenfalls durch Modelle für Planungen und Analysen aus. Die Partizipative Mediendidaktik (Mayrberger 2019) bringt gar drei Modelle mit: ein theoretisch ausgerichtetes heuristisches Strukturmodell (ebd., S. 188 ff.), ein praxisbezogenes Prozessmodell sowie ein abstraktes Verlaufsmodell zur Planung und Analyse partizipativen Lernens (ebd. S. 196 ff.). Doch liegt der Praxistransfer der partizipativen Mediendidaktik für die Gestaltung von mediendidaktischen Lehr- und Lernszenarien nicht sofort auf der Hand.

Umsetzung

Wenn man alle Aspekte in der Analyse, Planung, Durchführung und Evaluation einschließlich Planungsanpassung berücksichtigen möchte, kann man hier leicht den Überblick verlieren. Das zeigten mir nochmals die Diskussionen rund um die Partizipative Mediendidaktik auf, die ich in diesem Semester mit Studierenden wie Lehrenden führen konnte. So ein Canvas ist wie jeder Planungsentwurf keine Garantie für eine gute Lehre bzw. Lehrpraxis. Doch erhöht er die Wahrscheinlichkeit einer stimmigen und umfassend reflektierten Planung und Analyse, um den Rahmen für ein partizipatives, offenes und lernendenorientiertes Lernen zu schaffen und eine zeitgemäße Lernumgebung zu gestalten.

Transfer (be-)greifbar machen

Daher soll nun der vorliegende Partizipative-Mediendidaktik-Canvas (kurz #ParMeDi-Canvas) eine strukturierende Vereinfachung für diesen Theorie-Praxistransfer liefern. Man kann ihn auf Ebene eines ganzen Programms oder Studiengangs, eines Moduls, für die Gesamtrahmung einer Lehrveranstaltung, eines Workshops oder Lernangebots sowie auch je für einzelne Sitzungen oder Phasen nutzen (dann mehrfach und entsprechend in die eine oder andere Richtung skalierend). Er funktioniert für komplett physische Präsenzveranstaltungen oder rein virtuelle Online-Veranstaltungen sowie Varianten von Blended Learning oder hybriden Szenarien – inwieweit es hier fachspezifische Besonderheiten gibt, wird sich zeigen müssen.

Verfügbarkeit

[Aktualisierung 11/2023 – Version 1.1]

Ab jetzt liegt der #ParMeDi-Canvas 1.1 als PDF in der erweiterten Version 1.1 als OER (CC-BY-Lizensierung) vor.

Screenshot vom ParMeDi-Canvas Version 1.1

Damit ist er bereit für den weiteren Praxistest. Auf Rückmeldungen zu ersten Erfahrungen oder Verbesserungsvorschlägen für die nächste Version bin ich neugierig. Nutzen Sie dafür gerne das Kontaktformular hier.